Ausdeichungsgebiet in Vreschen-Bokel
Der Leda-Jümme-Verband als Bauträger hat eine umfangreiche Verbesserung des Hochwasser- und Küstenschutzes in der Gemeinde Apen im Jahr 2013 fertiggestellt. Nahe des Ortsteils Vreschen-Bokel wurde der Deich an der Südseite des Aper Tiefs verstärkt und teilweise zurückverlegt. Die ausgedeichten Flächen wurden naturschutzfachlich hergerichtet und der Tidedynamik überlassen.
Foto: NLWKN Oldenburg-Niedersachsen
Im Osten verlässt der neue Deich die alte Trasse entlang des Brückenweges, dem er nach Süden folgt. Entlang des Mastenweges verläuft die neue Deichtrasse dann in westlicher Richtung und schwenkt vor dem Sandabbaugebiet Apen-Holtgast wieder nach Norden zur alten Linie. Der neue Deich wurde auf eine Ausbauhöhe von NN +3,40 m gebracht. Er besteht aus einem Sandkern mit einer mindestens 50 cm starken Abdeckung aus Klei auf der Außenseite und bindigem Mutterboden auf der Binnenseite. Die neuen Anlagen wurden damit dem Stand der Technik angepasst, was auf die alten Deiche nicht zutraf. Vor dem Ausbau waren die Deiche zu niedrig und bestanden überwiegend aus sandigem Boden ohne Abdichtung. Die gesamte Ausbaustrecke umfasst rund 3.300 m zwischen der Brücke am Schöpfwerk Holtgast bis zur Einmündung des Nordloher Kanals an der Saterlandstraße. Die Länge des Rückdeichungsabschnittes beträgt 1.790 m; die ausgedeichte Fläche, die im Eigentum des Landkreises Ammerland und des Landes Niedersachsen steht, beträgt rd. 40 ha.
Mit dieser Ausdeichungsfläche ist ein zusätzlicher Stauraum für Hochwasserereignisse von 700.000 m³ entstanden. Das gesamte Ausdeichungsgebiet ist als Naturschutz- oder als Landschaftsschutzgebiet geschützt. Der die ehemaligen Wiesen von Ost nach West durchziehende Mittelgraben wurde über einen neuen „Schloot“ mit dem Aper Tief verbunden. Dadurch konnte eine Prielähnliche Struktur mit deutlicher Strömungsdynamik hergestellt werden, die einen Anschluss auch bei Niedrigwasser gewährleistet.
Foto: NLWKN Oldenburg-Niedersachsen
Mit den naturnah gestalteten Abgrabungsgewässern und den regelmäßig überfluteten Flächen sind neue aquatische und amphibische Lebensräume entstanden, die u.a. der heimischen Fischfauna als Laich- und Aufwuchsgebiete zur Verfügung stehen. Eine entsprechend reiche Besiedlung wurde durch erste fischökologische Untersuchungen nachgewiesen. Außerdem mag das Vorhandensein zahlreicher „Fischräuber“ wie Grau- und Silberreiher, Kormoran, Haubentaucher und immer wieder auch Seeadler auf den Fischreichtum hinweisen.
Nicht zuletzt sind neue Nahrungshabitate für Wiesenvögel entstanden. Es konnte beobachtet werden, wie Kiebitz-Altvögel ihre Küken über den neuen Deich zur Nahrungssuche in die Fläche führten. Seit Ende der Brutzeit konnten neben zahlreichen Entenvögeln beeindruckende Bestände von Kiebitzen, Uferschnepfen, Bekassinen und anderen Watvögeln im Gebiet beobachtet werden, die sich hier die benötigten Fettreserven für den anstrengenden Rückflug in die Überwinterungsgebiete anfressen.
Foto: NLWKN Oldenburg-Niedersachsen
Bei der Umsetzung der Maßnahme wurden rd. 6 ha für die Bodenentnahme hergerichtet. Für den Deichsandkern wurden rd. 85.000 m³ Sand und rd. 40.000 m³ Mutter- und Mischboden aus dem Ausdeichungsbereich gewonnen und zum Deichprofil eingebaut. Rund 31.000 m³ Kleiboden wurde von außerhalb angefahren und eingebaut. Daneben wurden Wege-und Straßenbauarbeiten, Zaunbau und Anpassungsarbeiten um das Schöpfwerk Holtgast ausgeführt.
Die Gesamtkosten beliefen sich insgesamt auf ca. 2.700.000 Euro. Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung für Ausgleichsmaßnahmen im Tidegebiet übernahm ca. 1,0 Millionen Euro der angefallenden Kosten. Ca. 430.000 Euro wurden vom NLWKN Aurich für Ausgleichsmaßnahmen aus dem Bau des Emssperwerkes getragen. Rund 70.000 Euro übernahm die Deichacht Krummhörn für Ausgleichsmaßnahmen aus dem Deichbau. Die fehlenden 1,2 Millionen Euro wurden dem Leda-Jümme Verband aus Küstenschutzmitteln des Bundes und des Landes Niedersachsen zur Verfügung gestellt.